Löbauer Berg – Turmkunst und bockige Pferde

Über 500 Jahre verband der Oberlausitzer Sechsstädtebund die Orte Görlitz, Zittau, Kamenz, Bautzen, Lauban und Löbau miteinander. Es war ein mächtiges Bündnis, das dafür Sorge trug, Händler und Reisende zu schützen. Um jede einzelne dieser sechs ehrwürdigen Städte ranken sich zahllose Sagen. So auch um Löbau und seinen geheimnisvollen Löbauer Berg.

So soll es dort verborgene Geldkeller geben, die jedes Jahr an Karfreitag ihre Türen öffnen und schon so manch raffgieriger Seele das Herz gebrochen haben. Im Falle des Entdeckens eines solchen Geldkellers sei empfohlen: Nur gucken, nicht mausen. Und sollte es zu einer nächtlichen Begegnung mit einem Feuerpudel kommen, gilt es sich in Acht zu nehmen. Er leitet sie geradewegs in eine Diamantenhöhle. Und auch hier ist man gut beraten, es beim Staunen zu belassen. Doch hat der Löbauer Berg noch sehr viel mehr zu bieten als seine Sagen um Schätze und schmerzende Herzen.

Ähnlich wie die Landeskrone ist auch der Löbauer Berg vulkanischen Ursprungs. Auf ihm thront der König-Friedrich-August-Turm. Er ist das Wahrzeichen der Stadt und der einzige gusseiserne Turm Europas. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er sogar der älteste ier Art überhaupt – ein wahres Kunstwerk, beeindruckend gearbeitet und allemal einen Besuch wert. Von seiner Aussichtsplattform aus kann man bei guten Sichtverhältnissen bis ins Zittauer Gebirge schauen. Blickt man in östliche Richtung, so sieht man in unmittelbarer Nähe den Schafberg. Er ist der geheimnisvolle Nachbargipfel des Löbauer Berges. Einer der vielen Gründungsmythen nach sollte auf ihm einst die Stadt Löbau errichtet werden. Der Plan war gut – Toplage, der Sonne entgegen, windgeschützt. Tja, wäre da nicht ein bockiges, weißes Pferd gewesen, das Nacht für Nacht sämtliches Baumaterial wieder ins Tal brachte. Es muss ein sehr geduldiges Pferd gewesen sein, denn die Siedler waren zäh und versuchten es wieder und wieder. Ein Blick auf die Landkarte zeigt deutlich, wer von beiden am Ende den längeren Atem hatte.

Foto: Wolfram Storch

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